Rückblick Ausstellung

Emily Jones

we᾽re doing alien᾽s milk aren᾽t we?

Weißer Ausstellungsraum mit hohen Decken und einer Galerieebene. Auf dem hellgrauen Boden verteilt liegen verschiedene kleine, bunte Objekte und Installationen, darunter ein Cluster aus bunten Luftballons, ein Karton, transparente Folien und weitere kleine Skulpturen. Im Hintergrund ist eine Wand mit großen, braunen Holzfenstern und einer Tür zu sehen.
Weißer Ausstellungsraum mit hohen Wänden und großen Fenstern. Im Raum verteilt stehen verschiedene kleine Objekte und Skulpturen auf dem Boden, darunter ein brauner Karton, eine blaue Plastikplane, eine durchsichtige Plastikflasche, ein kleines Modell mit bunten Luftballons und weitere abstrakte Formen. Die Tür ist grün und hat ein Fenster mit Rundbogen. Die Decke zeigt sichtbare Holzbalken.
Auf dem hellgrauen Boden sind zwei abstrakte Objekte platziert. Rechts befindet sich eine Clusterform aus neun farbigen Kugeln in Pastelltönen, darunter Blau, Hellblau, Orange, Weiß, Lila und Gelb. Links ist eine kubische Struktur aus dünnen Stäben und kleinen farbigen Elementen, die an ein geometrisches Modell erinnert.
Skulptur aus dünnen Holzstäben, die zu einem dreidimensionalen Würfelgerüst verbunden sind. Die Verbindungsstellen sind mit gelbem Material fixiert. In der Mitte des Würfels hängt ein kleiner, grauer, rautenförmiger Gegenstand, der an einem weißen Faden befestigt ist.
Zu sehen ist ein kleines Kunstobjekt, bestehend aus zerfetztem, braunem Wellpappkarton, der unregelmäßig geschnitten und gefaltet ist. Darauf liegt ein gelbes, schwammartiges Objekt, das mit dünnen Gummibändern fixiert ist. Unter dem Schwamm befindet sich ein längliches, dunkelbraunes, strukturiertes Element, ebenfalls mit Gummibändern befestigt. Das Objekt liegt auf einem hellgrauen Untergrund.
Ein dreidimensionales Gittermodell aus dünnen, hellen Stäben, das auf einer hellen Fläche steht. Das Gitter besteht aus mehreren quadratischen Zellen, die in einem Würfel angeordnet sind. In der Mitte des Würfels befindet sich eine kleinere, dichtere Struktur aus ähnlichen Stäben, die einen kleineren Würfel bildet.
Helle Ausstellungsansicht mit weiß gestrichenen Wänden und Boden. Im Vordergrund stehen verstreut verschiedene kleine Objekte und Skulpturen, darunter ein Karton, ein blauer Gegenstand mit Muster, eine orangefarbene Form und weitere bunte Elemente. Links befindet sich eine grün gestrichene Doppeltür mit Oberlicht, darüber ein großes, rechteckiges Fenster mit Rundbogen. Rechts ist ein Durchgang zu einem weiteren Raum sichtbar, in dem eine hohe, schmale, braune Standuhr steht.
In einem weißen, hellen Ausstellungsraum steht mittig eine hohe, schmale Standuhr aus dunklem Holz. Im Hintergrund ist ein großes, rechteckiges Fenster mit einem Gittermuster zu sehen. Rechts an der Wand steht ein kleiner weißer Sockel mit einem kleinen Modell einer Standuhr darauf.
Eine kleine Standuhr aus Holz mit einem cremefarbenen Gehäuse, das mit roten Rosen und grünen Blättern bemalt ist. Das Zifferblatt ist weiß mit schwarzen arabischen Zahlen und schwarzen Zeigern. Unter dem Zifferblatt befindet sich ein kleines Fenster mit sichtbaren Pendelgewichten. Die Uhr steht auf einer weißen Oberfläche vor einer weißen Wand.
Eine sehr kleine, silberfarbene, detailliert gearbeitete Standuhr steht auf einer weißen Fensterbank. Dahinter ist ein rostiger, metallener Fensterrahmen mit einer Schraube sichtbar. Im Hintergrund ist eine unscharfe, hellrote Backsteinmauer zu sehen.
Eine blaue, pfeilförmige Standskulptur mit mehreren weißen Tafeln, die verschiedene Texte tragen: 'pia mater', 'INNOCENT PEOPLE', 'ghost egg', 'reverse breathing', 'harbour shame', 'DYSPHORIC PLANET' und 'ORDO AMORIS'. Im Hintergrund steht eine alte Standuhr vor einer weißen Wand mit einem Fenster.
Blick durch ein altes, in Quadrate unterteiltes Fenster auf einen weißen Ausstellungsraum. Im Raum steht eine hohe, dunkle Standuhr und dahinter ein blaues, rechteckiges Schild mit weißem Text, das an einem Gestell befestigt ist. Die Wände und der Boden sind weiß.
Blick durch eine offene weiße Tür mit vier Fenstereinsätzen in einen Raum mit schwarz-weiß gemustertem Boden. Im Raum steht eine niedrige, rechteckige Holztruhe mit zwei Bildschirmen darauf. Links im Bild ist eine hohe, braune Standuhr in einem angrenzenden Raum zu sehen. Die Wände sind weiß, der Boden im Vordergrund hellgrau.
Ein offener, rechteckiger Schatzkoffer mit goldfarbenen und braunen Flächen steht auf einem weiß-braun gemusterten Boden. Im Inneren des Koffers liegen viele goldene Kugeln. Vor dem Koffer liegt ein großes, antik wirkendes Vorhängeschloss.
Blick durch einen weißen Türrahmen in einen Ausstellungsraum. Im Vordergrund rechts steht ein niedriger, rechteckiger Kasten mit einer rot-weißen Ziegelsteinmusterung. Darauf liegt ein gestricktes, blaues Schild mit einer weißen Friedenstaube. Im Hintergrund ist eine Wand mit einer minimalistischen Installation aus Holzstäben und runden Elementen zu sehen. Der Boden ist weiß, und die Decke hat mehrere lange, schmale Leuchtstofflampen. Links ist ein großes Fenster mit einem schwarzen Metallgitter und dahinter eine rote Backsteinwand sichtbar.
Ausstellungsansicht mit einer Wand aus Holzlatten, an der verschiedene runde und rechteckige Objekte hängen, und einer niedrigen Wand mit ziegelmusterähnlicher Folie, davor liegen mehrere kleine quadratische gestrickte Bilder mit Tiermotiven.
Vier quadratische, gehäkelte Boxen mit Tier- und Recyclingmotiven hängen an einer rot-weiß gemusterten Wand in einer Galerie.
Drei quadratische, gehäkelte Wandbehänge mit Tiermotiven hängen an einer rot-weißen Ziegelsteinwand, darunter liegt ein weißer Boden mit kleinen Bohnen.
Skulptur aus grünen, schwarzen und silbernen Materialien, die an eine abstrahierte, gebogene Klaue oder einen Greifarm erinnert, auf einem weißen Sockel in einer Ausstellung.
Holzgestell mit mehreren waagerechten und senkrechten Latten, an denen verschiedene Metallbackformen in unterschiedlichen Formen und Größen hängen, auf weißem Boden mit verstreuten kleinen schwarzen Objekten.
Mehrere verstreute, unterschiedlich große schwarze und weiße Bohnen auf hellem Untergrund.
Holzregal mit mehreren angebrachten Metallbackformen in verschiedenen Formen und Größen, auf einem Boden mit verstreuten schwarzen Punkten.
Mehrere unterschiedlich geformte und große silberne Tabletts und Schalen sind an einer weißen Wand mit sichtbaren Holzlatten befestigt.
Edelstahl-Tablett mit sechs Fächern, montiert auf zwei sich kreuzenden Holzlatten an einer weißen Wand.
Raum mit weißer Wand und Fenster, davor ein quaderförmiges Objekt mit rot-weißer Ziegelsteinoptik, an dem bunte Stoffstreifen hängen.
Skulptur aus bunten, unterschiedlich langen Bändern, die an einer roten Ziegelwand befestigt sind und sich auf dem Boden ausbreiten.
Zwei weiße Eimer mit dunklen, unregelmäßig geformten Bohnen auf hellem Boden neben einer rot-weißen Wand.
Blick durch eine offene Holztür mit Glasfenstern in einen Raum mit einem weißen Tisch und einem an der Wand hängenden Bildschirm, der eine Gruppe von Menschen zeigt.
Weißer Tisch im Vordergrund, dahinter weiße Wand mit Heizkörper und einem Bildschirm, der eine Gruppe von Menschen zeigt.
Wandinstallation mit mehreren blauen und grünen Taschen, teils mit Aufdrucken wie 'GOOSE EGG', unter zwei weißen Regalen mit kleinen Texttafeln, neben einer Holztür.
Mehrere bunte Rucksäcke mit unterschiedlichen Mustern und großen, farbigen Schriftzügen hängen nebeneinander an Haken.
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Ausstellungstext

Mit we᾽re doing alien᾽s milk aren᾽t we? präsentiert der Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin die erste institutionelle Einzelausstellung der britischen Künstlerin Emily Jones in Deutschland. Die Ausstellung vereint neue, eigens für die Räume des Kunstvereins geschaffene Arbeiten, die sich weniger als abgeschlossene Objekte, sondern vielmehr als vieldeutige Erfahrungsräume entfalten. In ihrer Deutungsoffenheit setzen sich die Installationen kritisch mit gegenwärtigen Formen des Zusammenlebens auseinander und stellen Fragen nach individueller und kollektiver Verantwortung. Dabei verweben sie neue relationale Zusammenhänge zwischen Disziplinen, die oft getrennt voneinander gedacht werden – wie Wissenschaft, Ökologie, Geschichte, Architektur, Technologie, Archäologie, Geografie, Kosmologie, Erinnerung und Glaube.

Im Zentrum von we᾽re doing alien᾽s milk aren᾽t we? steht eine künstlerisch experimentelle Auseinandersetzung mit den epistemischen und materiellen Ordnungen, die der Mensch über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat, um sich selbst und die Natur zu vermessen, zu organisieren und zu beherrschen. Zeitordnungssysteme (Kalender, Zeiteinteilungen, Rhythmen, Epochen, Zeitmessungen), Raumordnungssysteme (Koordinatensysteme, Kartografien, Grenzziehungen), Normierungs- und Standardisierungssysteme (Maßeinheiten wie Meter, Gramm, Liter), rechtlich-politische Ordnungssysteme (Gesetze, Verfassungen, Verwaltungssysteme) sowie Zeichen- und Symbolsysteme (Schrift-, Zahlen- und Notationssysteme, Symbole, Rituale) sind Ausdruck einer von westlichen Herrschaftsansprüchen und einem linearen Fortschrittsglauben geprägten Rationalität, die auf Berechenbarkeit und Kontrolle abzielt. Diese historisch gewachsenen Strukturen wirken – als Dispositive der Disziplinierung und Machtausübung – nicht nur auf das Wissen und den Umgang mit der Welt, sondern formen zugleich auch die Subjekte, die in ihr Handeln. Disziplin entfaltet sich dabei nicht allein durch Strafe, sondern ebenso durch Belohnung.

Emily Jones reagiert auf diese genealogisch gewachsenen Wirkungszusammenhänge mit einer Ästhetik des Fragmentarischen, des Relationalen, des Provisorischen und des Spekulativen. In multisphärischen Raumgefügen, die physische wie emotionale Dimensionen gleichermaßen adressieren, collagiert sie skulpturale, auditive, textuelle und performative Elemente zu modellhaften Situationen, die diese – externen wie internalisierten – Kontroll- und Ordnungssysteme kontinuierlich infrage stellen. Modelle, Zeitmesssysteme, (vermeintliche) Wertgegenstände und Disziplinartechnologien werden dabei in spekulative Möglichkeitsräume überführt, die alternative Formen von Fürsorge, Teilhabe und kollektiver – ökologischer, ökonomischer und sozialer – Verantwortung eröffnen.

Ihr künstlerisches Formenrepertoire speist sich dabei aus vorgefundenen Objekten, Materialien und visuellen Sprachen, die die Künstlerin aus Kontexten wie der DIY-Kultur, der kollektiven Selbstorganisation oder pädagogischen Praktiken bezieht. Organische Materialien treten in einen Dialog mit digital erzeugten Formen; Alltagsobjekte begegnen (mytho-)poetischen Narrativen, wodurch hybride Bild- und Bedeutungsräume entstehen. Sprache fungiert dabei nicht als Instrument der Kontrolle oder Zuschreibung, sondern als ein Mittel, Bedeutungen zu verschieben, zu vervielfachen oder gezielt zu destabilisieren.

Wie schon im Titel angelegt verweigert sich die Ausstellung we᾽re doing alien᾽s milk aren᾽t we? somit klaren Zuschreibungen und linearen Lesarten und verweist stattdessen vielmehr auf das Potential des Unbekannten, Nichterforschtem und Nicht-Rationalisierbarem. Es entstehen ästhetisch-experimentelle Assoziationsräume, in denen alternative Formen des Miteinanders und der Teilhabe imaginiert und erprobt werden können – jenseits von Beherrschung, Instrumentalisierung und normativen Zuschreibungen. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in performativen Formaten wider, die in Kooperation mit der Künstlerin, dem StarterClub des Mecklenburgischen Staatstheaters und dem Kinderschutzbund Schwerin entstanden sind, und die Ausstellung als Raum des (Ver)Lernens in Perspektive setzen.

Kuratorin

Hendrike Nagel

Material

Biografie

Emily Jones (*1987, London) lebt und arbeitet in London. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, unter anderem bei Centre d‘art contemporain-la synagogue de Delme (2019), Prairie, Chicago (2018), First Continent, Baltimore (2017), VEDA, Florenz (2017), Almanac Inn, Turin/London (2016), Cordova, Wien (2016), S1, Portland (2015) sowie bei Jupiter Woods, London (2014). Zudem waren ihre Arbeiten Teil vieler nationaler und internationaler Gruppenausstellungen, unter anderem im Palais de Tokyo, Paris (2021), Future Gallery, Berlin (2016), Andrea Rosen Gallery, New York (2015), Galerie Andreas Huber, Wien (2015), Import Projects, Berlin (2015) und den Serpentine Galleries, London (2014).

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Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin