Rückblick Ausstellung

Nancy Lupo

Princessletthewind

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Ausstellungstext

Mit Princessletthewind präsentiert der Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin die erste institutionelle Einzelausstellung der amerikanischen Bildhauerin Nancy Lupo in Deutschland.

In ihrer künstlerischen Praxis lenkt Lupo die Aufmerksamkeit auf unsere Präsenz inmitten alltäglicher Materialien und Räume und untersucht, wie kollektive Fantasien, Emotionen, Energien sowie Ideologien in diesen (Infra-)Strukturen und Objekten verankert sind, die sowohl überliefert als auch häufig übersehen oder aber frei erfunden sein können. Dabei hinterfragt sie nicht nur gesellschaftliche Strukturen und materielle Bedingungen, sondern entwickelt eine Perspektive, die den gesamten Zusammenhang affektiver, materieller und imaginärer Praktiken reflektiert.

Für Princessletthewind, eine eigens für den Kunstvereins entwickelte Rauminstallation, knüpft Lupo an ihre jüngste Werkreihe an, die sich mit Formen des „grausamen Optimismus“ beschäftigt – jenem Konzept, das von der amerikanischen Kulturtheoretikerin Lauren Berlant formuliert wurde. Laut Berlant „besteht eine Beziehung des grausamen Optimismus, wenn etwas das man begehrt in Wirklichkeit ein Hindernis für das eigene Wohlergehen ist“ (Berlant, 2011). Bezogen auf Objekte der Begierde beschreibt dieses Konzept ein Bündel von Versprechen, das jemand oder etwas zu erfüllen scheint. Ein solches Bündel kann in einer Person, einem Objekt, einer Institution, einem Text, einer Norm oder einer Idee verankert sein – oder, wie Nancy Lupo zeigt, in synthetischen Perlen, traditionellen Erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, Weimarer Porzellankerzenständern, festlichen Dekorpapieren und Glaskristallwaren.

Die Betrachtung solcher Objekte als Bündel von Versprechen ermöglicht es sowohl Berlant als auch Lupo, sich mit der rätselhaften und fragmentierten Natur unserer affektiven Bindungen auseinanderzusetzen – jenen vielschichtigen Potenzialitäten, die in Objekten liegen und subjektive Sehnsüchte, ob individuell oder kollektiv, antreiben. Beide verdeutlichen, dass diese Projektionen niemals neutral sind, sondern mit klassenspezifischen, rassifizierten, geschlechtsspezifischen und sexualisierten Zuschreibungen verwoben sind.

Im Kontext der Ausstellung reflektiert ein von Lupo verfasster Text mit dem gleichnamigen Titel Princessletthewind die persönlichen Erfahrungen der Künstlerin mit den Bränden in Athen und Los Angeles sowie ihre Verflechtung mit dem Konzept und der Entwicklung der Ausstellung. Der Text entwickelt sich im Verlauf der Ausstellung weiter und wird von Lupo bei der Finissage präsentiert.

Kuratiert von:

Hendrike Nagel

Material

Biografie

Nancy Lupo (*1983, USA) lebt und arbeitet in Berlin. Lupo studierte an der Cooper Union in New York und der Yale University in New Haven und nahm später an Stipendien­aufenthalten u.a. an der Skowhegan School of Painting and Sculpture, der Tbilisi Propaganda Residency und dem Casa Wabi teil. Einzelausstellungen ihrer Arbeiten fanden unter anderem bei MORAN MORAN, Mexiko, in der Kristina Kite Gallery, Los Angeles, im Visual Arts Center der University of Texas, Austin, und im Swiss Institute, New York, statt. Ihre Arbeiten waren zudem Teil von nationalen und internationalen Gruppenausstellungen, unter anderem im Aspen Art Museum, Colorado, im Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Hiroshima, im Museum of Contemporary Art, Rom, im Neuer Kunstverein Wien, Wien, im MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, im Palais de Tokyo, Paris, und im Astrup Fearnley Museet, Oslo. Seit 2024 ist Nancy Lupo außerdem Professorin für Bildhauerei an der Kunsthochschule Mainz.

Agenda

Rezensionen

Förderer

Mit freundlicher Unterstützung:

Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin